Weißenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Weißenberg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Weißenberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 12′ N, 14° 40′ OKoordinaten: 51° 12′ N, 14° 40′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Bautzen
Höhe: 197 m ü. NHN
Fläche: 50,96 km2
Einwohner: 3068 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 60 Einwohner je km2
Postleitzahl: 02627
Vorwahlen: 035876, 035939 (Belgern, Drehsa, Wurschen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BZ, BIW, HY, KM
Gemeindeschlüssel: 14 6 25 610
Stadtgliederung: 15 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
August-Bebel-Straße 1
02627 Weißenberg
Website: www.stadt-weissenberg.de
Bürgermeister: Jürgen Arlt (parteilos)
Lage der Stadt Weißenberg im Landkreis Bautzen
KarteTschechienDresdenLandkreis GörlitzLandkreis MeißenLandkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeArnsdorfBautzenBernsdorfBischofswerdaBurkauCrostwitzCunewaldeDemitz-ThumitzDoberschau-GaußigElsterheideElstraFrankenthal (Sachsen)GödaGroßdubrauGroßharthauGroßnaundorfGroßpostwitzGroßröhrsdorfMalschwitzHaselbachtalHochkirchHoyerswerdaKamenzKönigsbrückKönigswarthaKubschützLaußnitzLautaLichtenberg (Landkreis Bautzen)LohsaMalschwitzNebelschützNeschwitzNeukirch (bei Königsbrück)Neukirch/LausitzObergurigOhornOßlingOttendorf-OkrillaPanschwitz-KuckauPulsnitzPuschwitzRadebergRadiborRäckelwitzRalbitz-RosenthalRammenauSchirgiswalde-KirschauSchmölln-PutzkauSchwepnitzSohland an der SpreeSpreetalSteina (Sachsen)SteinigtwolmsdorfWachau (Sachsen)WeißenbergWilthenWittichenauBrandenburgPolen
Karte

Weißenberg, sorbisch Wóspork/?, ist eine Landstadt im sächsischen Landkreis Bautzen in der Oberlausitz. Die eigentliche Stadt hat etwa 1000 Einwohner, mit den umliegenden Dörfern sind es ungefähr 3000. Weißenberg zählt zum amtlichen sorbischen Siedlungsgebiet.[2]

Weißenberg, Luftaufnahme (2017)

Weißenberg liegt etwa 16 km östlich der Großen Kreisstadt Bautzen nördlich des Strohmberges am Löbauer Wasser.

Die Stadt wird begrenzt von Malschwitz und Hohendubrau im Norden, Vierkirchen im Osten, Löbau im Südosten, Hochkirch im Südwesten sowie Kubschütz im Westen.

Stadtgliederung/Ortsteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schloss Drehsa
Kotitzer Kirche mit Jan-Kilian-Denkmal
  • Belgern (sorbisch Běła Hora, das bedeutet eigentlich „Weißer Berg“), 93 Einwohner
  • Cortnitz (Chortnica), 43 Einwohner
  • Drehsa (Droždźij), 242 Einwohner
  • Gröditz (Hrodźišćo), 245 Einwohner
  • Grube (Jama), 25 Einwohner
  • Kotitz (Kotecy), 184 Einwohner
  • Lauske (Łusk), 141 Einwohner
  • Maltitz (Malećicy) mit Wasserkretscham (Wodowa korčma), 258 Einwohner
  • Nechern (Njechorń), 107 Einwohner
  • Nostitz (Nosaćicy), 178 Einwohner
  • Särka (Žarki), 172 Einwohner
  • Spittel (Špikały), 41 Einwohner
  • Weicha (Wichowy), 86 Einwohner
  • Weißenberg, 939 Einwohner
  • Wuischke (Wuježk), 36 Einwohner
  • Wurschen (Worcyn), 300 Einwohner[3]
Weißenberg Zentrum, Luftaufnahme (2017)

Die Stadtgründung von Weißenberg an der Via Regia geht auf den böhmischen König Ottokar I. um 1228 zurück. Die damalige Bezeichnung war Wizenburg und verwies auf die weiße Burg des Städtchens.[4]

Im Jahr 1625 konnte sich das Städtchen von seinem adligen Herren für 8.500 Taler freikaufen. Die Stadt musste aber noch einen ritterlichen Schutzherren annehmen.

Noch im 18. Jahrhundert wurde Weißenberg als ein größtenteils sorbisch bewohnter Marktflecken genannt, wobei alle Einwohner auch des Deutschen mächtig waren.[5] Arnošt Muka ermittelte in den 1880er Jahren eine Einwohnerzahl von 1242, darunter waren ihm zufolge damals noch 300 Sorben (24 %).[6] 1893 wurden die regelmäßigen sorbischen Gottesdienste in der Weißenberger Kirche abgeschafft.[7] Ernst Tschernik zählte 1956 einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von nur noch 5,8 %, insgesamt 81 Sprecher.[8]

Der heutige Ortsteil Wurschen ist am Triumphbogen in Paris verewigt, da die Schlacht bei Bautzen vom 20. und 21. Mai 1813 in Frankreich zuweilen Bataille de Wurschen genannt wird.

Am 17. April 1945 kam das Kampfgeschehen des Zweiten Weltkrieges erstmals nach Weißenberg, als sowjetische Artillerie den Bahnhof der Stadt unter Beschuss nahm. Am darauffolgenden Tag wurde Weißenberg von sowjetischen Truppen besetzt.[9] Im Zuge der Schlacht um Bautzen konnte der Ort wenige Tage später noch einmal von den Deutschen zurückerobert werden.

Nach der Stadtratswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 12 Stadtratssitze wie folgt:

  • Wählervereinigung Weißenberg: 5 Sitze
  • Weißenberger Stadt- und Dorfgemeinschaft: 3 Sitze
  • AfD: 1 Sitz
  • CDU: 3 Sitze
Stadtratswahl 2024
Wahlbeteiligung: 72,1 % (2019: 69,4 %)
 %
40
30
20
10
0
32,0 %
24,6 %
24,3 %
19,2 %
WV Wa
WSDb
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  −5
−10
−15
−20
−25
−30
−35
−34,7 %p
+24,6 %p
+24,3 %p
−14,1 %p
WV W
WSD
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a Wählervereinigung Weißenberg
b Weißenberger Stadt- und Dorfgemeinschaft
Stadtrat ab 2024
5
3
3
1
Insgesamt 12 Sitze
  • WV W: 5
  • WSD: 3
  • CDU: 3
  • AfD: 1

Die AfD kann zwei Sitze nicht besetzen. Der Stadtrat verkleinert sich entsprechend.

letzte Stadtratswahlen
Liste 2024[10] 2019[11] 2014[12]
Sitze in % Sitze in % Sitze in %
Wählervereinigung Weißenberg 5 32,0 5 33,3 9 61,8
Weißenberger Stadt- und Dorfgemeinschaft 3 24,6
AfD 1 24,3
CDU 3 16,2 9 66,7 5 31,0
Linke 4,4
NPD 2,9
Wahlbeteiligung 72,1 % 69,4 % 51,1 %

Nach 32 Dienstjahren als Bürgermeister ging Michael Staude in den Ruhestand. Im Juni 2015 wurde Jürgen Arlt im zweiten Wahlgang zu seinem Nachfolger gewählt.[13]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Jürgen Arlt Arlt 58,0
2015 WV 42,7
2008 Michael Staude Staude 54,5
2001 94,8

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weißenberg pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Deckenpfronn im Landkreis Böblingen am Rande des Schwarzwaldes.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alte Pfefferküchlerei
  • Schloss Drehsa
  • Kotitz: Evangelische Kirche mit Jan-Kilian-Denkmal
  • Lauske: Schlossgarten mit Schanzenturm
  • Riegelmühle in Nechern
  • Kirche, Schlossruine und Rittergut in Nostitz
  • Das Museum Alte Pfefferküchlerei in Weißenberg zeigt die traditionelle Pfefferkuchenherstellung
  • Schloss Wurschen

Die Gemeinde Weißenberg verfügt über eine Grundschule. Im Ort ist außerdem eine Freie Oberschule ansässig.

Eisenbahnviadukt Gröditz

Von dem seit dem Mittelalter südlich vorbeiführenden Fernhandelsweg, der „Hohen Straße“, hier auch als „Via Regia Lusatiae Superioris“ bekannt, konnte das Landstädtchen nur begrenzt profitieren, da den Kaufleuten gemäß den sogenannten Stapelrechten ihre Handelsaufenthalte zugewiesen waren. Nach dem Wiener Kongress von 1815 verlor Weißenberg mit der Abtretung eines Teiles der Oberlausitz an Preußen für einige Jahrzehnte den freien Zugang zu seinem nördlichen Hinterland. Auch die überregional bedeutsame Straße in Richtung Reichenbach wurde bedeutungslos. Der Ost-West-Verkehr zwischen Bautzen und Görlitz verlagerte sich auf die Chaussee durch Löbau (heute ein Teil der Bundesstraße 6).

In den 1920er Jahren begann in Deutschland die Planung für ein spezielles Autostraßennetz. Zwischen Sachsen und Schlesien konnte auf der jetzigen Bundesautobahn 4 von Dresden her der durchgehende Verkehr noch am 1. Juli 1940 bis Weißenberg aufgenommen werden, bevor durch den Zweiten Weltkrieg der Weiterbau in Richtung Osten zum Erliegen kam. Erst 1996 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und erreichten 1999 die polnische Grenze an der Neiße. Seit 1997 gibt es an der Anschlussstelle Weißenberg eine Autobahnmeisterei der Niederlassung Ost.

Die 1847 eröffnete Sächsisch-Schlesische Eisenbahn zwischen Dresden und Görlitz inspirierte zu weitreichenden Vorstellungen für künftige Bahnstrecken in der Oberlausitz.[14] Doch scheiterten diese häufig auch an preußisch-sächsischen Gegensätzen; manche sprachen sogar vom „Preußisch-Sächsischen Eisenbahnkrieg“.[15] Erfolgreich waren jedoch die Bemühungen um eine normalspurige Staatsbahn von Löbau nach Weißenberg, die sich nach ihrer Eröffnung am 1. August 1895 schon im darauffolgenden Jahr beim Kaisermanöver bewähren sollte.[16] Bis 1906 wurde sie zur Bahnstrecke Löbau–Radibor verlängert und erreichte in Radibor die schon 1890 eröffnete Bahnstrecke Bautzen–Königswartha.

Neben den beiden Bahnsteigen für Weißenberg (Sachs) gab es östlich der Ladestraße noch den Bahnsteig Weißenberg Süd für die Bahnstrecke Görlitz–Weißenberg. Die schon 1905 bis Tetta-Krischa (heute Buchholz) eröffnete Görlitzer Kreisbahn wurde ursprünglich privat betrieben und durfte somit nicht direkt in den sächsischen Staatsbahnhof eingebunden werden. Erst mit der separaten Lösung konnte am 14. Dezember 1913 schließlich auch der letzte, die sächsisch-preußische Grenze überquerende Teil übergeben werden. Auf den letzten Kilometern führten die Gleise der von Löbau und Görlitz kommenden Strecken parallel zum Bahnhof. Ein Verbindungsgleis wurde regulär nur für Güterwagen genutzt.

Die Wirtschaftlichkeit beider Nebenbahnen war auf die Dauer aber zu gering. 1972 wurden der durchgehende Reise- und Güterverkehr eingestellt und danach alle Gleise in Weißenberg abgebaut. Heute ist die Stadt durch Busse mehrmals täglich direkt mit Bautzen, Görlitz, Löbau und Niesky verbunden.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen mit Bezug zur Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Cornelius Gurlitt: Weißenberg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 34. Heft: Amtshauptmannschaft Löbau. C. C. Meinhold, Dresden 1910, S. 577.
  • Weißenberg. Bilder erzählen, Horb am Neckar 1994
  • Manfred Thiemann: Die Eisenbahn um Weißenberg. Ein Rückblick auf vergangene Zeiten, hrsg. vom Verein Ostsächsische Eisenbahnfreunde e. V. Löbau, Löbau 1997, 44 S.
  • Hans von Polenz: Eisenbahnen im Bautzener Land, hrsg. vom Verein Ostsächsische Eisenbahnfreunde e. V. Löbau, Löbau 2006, 182 S.
  • Wilfried Rettig: Die Görlitzer Kreisbahn. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Kleinbahn, Freiburg i. Br. 2007, 128 S.
Commons: Weißenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
  2. Anlage (zu § 3 Abs. 2) des Sächsischen Sorbengesetzes
  3. Angaben der Stadtverwaltung Weißenberg; Stand: 31. Dezember 2022.
  4. Jan Meschgang: Die Ortsnamen der Oberlausitz. Domowina Verlag, Bautzen 1973, S. 144.
  5. Richard Andree: Wendische Wanderstudien. Stuttgart 1874, S. 59
  6. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 108.
  7. Johannes Martschke: Die Parochie Weissenberg. In: Neue sächsische Kirchengalerie, Die Diöcese Löbau. Leipzig, 1908, S. 661–678, hier S. 677 (Digitalisat)
  8. Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 246.
  9. Bautzener Tageblatt vom 2. Mai 1945, Bericht über die Kämpfe um Bautzen
  10. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 15. August 2024.
  11. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 15. August 2024.
  12. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 15. August 2024.
  13. Bürgermeisterwahl: Jürgen Arlt ist Bürgermeister in der Partnergemeinde. (Memento vom 27. März 2017 im Internet Archive) In: Gäubote, 30. Juni 2015.
  14. Felix Wilhelm: Ausgeführte und nicht ausgeführte Eisenbahnentwürfe in der Oberlausitz. In: Bautzener Geschichtshefte, IX (1931), S. 84–107.
  15. Hans-Friedrich Gisevius: Zur Vorgeschichte des Preußisch-Sächsischen Eisenbahnkrieges. Verkehrspolitische Differenzen zwischen Preußen und Sachsen im Deutschen Bund, [West-]Berlin 1971, 323 S.
  16. Manfred Thiemann: Kaisermanöver 1896. In: Oberlausitzer Hausbuch 2012, Bautzen 2011, S. 131–133.
  17. Bleichroeder, Ellie Sara von. In: ghetto-theresienstadt.de. Abgerufen am 10. Juli 2023.