Inverted Classroom

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Teilnahmeschild der Elementarschule in Positano am Projekt Flipped classroom

Inverted Classroom (auch Flipped Classroom) bezeichnet eine Lehrmethode des aktivierenden Lehrens und integrierten Lernens an Schulen und Hochschulen. Beim Inverted Classroom werden die zwei Phasen der Wissensvermittlung und der praktischen Übung durch Aufgaben insofern vertauscht, als dass die Lerninhalte zu Hause von den Schülern oder Studierenden selbständig erarbeitet werden und die praktische Übung im Unterricht mit der Unterstützung der Lehrperson geschieht.[1]

Die klassische Form des Unterrichts besteht aus frontaler Wissensvermittlung durch eine Lehrperson vor Ort (im Unterricht in der Schule oder in der Vorlesung an einer Hochschule) und darauf aufbauenden Übungen, die dann allein zu Hause – also ohne Unterstützung – durchgeführt werden müssen. Beim Inverted Classroom wird diese Situation umgedreht: Die Lehrperson stellt für die Wissensvermittlung geeignetes Material für die Schüler oder Studierenden vorab bereit (Videos, Lehrbuch-Auszüge, Handouts, Podcasts etc.), die diese dann zu Hause in ihrem eigenen Tempo durcharbeiten. Die Übungen finden anschließend vor Ort statt und können durch die Lehrperson und die anderen Teilnehmenden unterstützt werden.[2]

Auswirkungen auf den Unterricht

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Die Verlagerung der Lehrsequenzen nach Hause führt zu mehr Unterrichtszeit, in der die Schüler durch die Lehrer gecoacht werden können.[3] Den Schülern bietet das Verfahren die Möglichkeit, die Lehrinhalte selbstbestimmt und im eigenen Tempo zu rezipieren. Bei der Nutzung beispielsweise von Videos kann während des Videos pausiert oder zurückgespult werden. Treten Fragen oder Verständnisprobleme auf, können die Schüler sofort über Internet oder in den Übungsphasen direkt beim Lehrer nachfragen.

Lehrer sind verantwortlich für die Produktion, Auswahl und Bereitstellung der geeigneten Materialien, die von den Schülern außerhalb der klassischen Unterrichtszeit rezipiert werden. In der Präsenzphase (Zeit der Anwesenheit) können Fragen, die in der Vorbereitung aufgekommen sind, von den Lehrern aufgenommen und vor versammelter Klasse geklärt werden. Neuer Stoff wird nicht vermittelt, sondern die Schüler üben den vorbereiteten Stoff möglichst selbständig ein und diskutieren ihn. Der Lehrer wird zum Moderator.[4] Dabei sollte berücksichtigt werden, dass mit den Videos nicht der traditionelle Lehrervortrag ausgelagert wird. Mit Flipped Classroom wird der Unterricht neu rhythmisiert und dabei sollte immer wieder von Neuem überlegt werden, an welcher Stelle ein kurzer Lehrerbeitrag benötigt wird, den man dann langfristig durch ein Video ersetzen kann.

Methodische Aspekte

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Bei der praktischen Umsetzung des umgedrehten Unterrichts gibt es einige wichtige methodische Aspekte, die es zu beachten gilt:

Begleitaufgaben bereitstellen
Um zu verhindern, dass Schüler den vorgelagerten Inhalt ziellos konsumieren, sollten begleitende Aufgaben bereitgestellt werden. Dies können im einfachsten Fall auch bestimmte Aspekte oder Leitfragen sein, denen beim Bearbeiten des Stoffs besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Am anderen Ende des Spektrums kann das entdeckende Lernen stehen, bei dem auf Grundlage des Stoffs eine eigenständige Aufgabenlösung erarbeitet werden muss und die Schüler sich mit einem Impulsvideo (einer Aufgabenstellung) individuell auf den Unterricht vorbereiten.
Inhalte nicht wiederholen
Wenn in der Präsenzzeit der Inhalt aus der vorgelagerten Phase nochmals präsentiert wird – etwa weil ihn kaum jemand bearbeitet hat –, besteht die Gefahr, dass die Schüler sich vorab nicht mit dem Stoff beschäftigen. Ausgenommen davon ist das Eingehen auf Fragen, die sich auf konkrete Probleme mit dem Stoff beziehen.

Beispiele in der Hochschule

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Im universitären Umfeld hat Christian Spannagel seit Oktober 2010 das Konzept des Flipped Classroom umgesetzt und beispielsweise seine Vorlesungen auf YouTube veröffentlicht.[5] Aufzeichnungen und Reflexionen zum Konzept veröffentlicht er auf seinem Blog.[6] Ein regelmäßiger Austausch zu diesem und ähnlichen Themen findet auf den EduCamps statt.

Am 31. Mai 2012 haben die drei Hochschullehrer Jürgen Handke von der Philipps-Universität Marburg, Christian Spannagel von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Jörn Loviscach von der Fachhochschule Bielefeld in einer gemeinsamen Pressemitteilung[7] diese neue „Vorlesungsform für das 21. Jahrhundert“ propagiert.

Seit 2012 gibt es die Konferenz "Inverted Classroom and Beyond", die von Jürgen Handke initiiert wurde und jährlich an einer deutschen oder österreichischen Hochschule stattfindet.[8] Die Konferenz wird auch mit ICM (für Inverted Classroom Model) bzw. "ICM beyond" bezeichnet und ist die wichtigste deutschsprachige Veranstaltung zu diesem Thema.

Beispiele in der Schule

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Im schulischen Bereich gibt es von Felix Fähnrich und Carsten Thein ein Projekt Flipped Classroom in Mathematik. Dabei unterrichten sie die gesamte Kursstufe in Baden-Württemberg in Mathematik in diesem Stil.[9] Dafür wurden sie 2014 vom MNU mit dem 1. Preis im Wettbewerb für innovative Unterrichtsmethoden ausgezeichnet.

In Bayern unterrichtet Sebastian Schmidt mit jüngeren Schülern an einer Realschule nach diesem Prinzip. Seit 2012 erstellt er für seine Mathematikklassen Lernvideos und versucht gleichzeitig, das Unterrichtskonzept weiterzuentwickeln. Seine Erfahrungen, Hürden und Projekte veröffentlicht er auf seiner Homepage.[10] Er setzt sich vor allem mit dem analogen Lernen im Flipped Classroom auseinander. Die Kommunikation und die Vertiefung stehen für ihn im Mittelpunkt des Lernens und nicht die Videos. Diese sind nur Mittel zum Zweck, um den Unterricht schülerzentriert zu öffnen. Des Weiteren ist er Moderator des ICMChat.[11] Dort treffen sich jeden zweiten Montag im Monat Interessierte am Flipped Classroom aus dem Hochschul- und Schulbereich, um sich über das Umdrehen des Lernens auszutauschen.

In Österreich versucht die Initiative Flipped Classroom Austria von Josef Buchner und Stefan Schmid den Ansatz in die Breite zu bringen.[12]

Auf der Website von Sebastian Schmidt findet man eine Übersicht, welche Lehrer bereits mit Flipped Classroom unterrichten, nach Fächern sortiert.[13]

  • Jonathan Bergmann, Aaron Sams: Flip Your Classroom. ISTE, Washington, D. C. 2012, ISBN 1-56484-315-7.
  • Jürgen Handke, Alexander Sperl (Hrsg.): Das Inverted Classroom Model. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-71652-8.

Einzelnachweise

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  1. Bergmann, Jonathan; Sams, Aaron (2012). Flip Your Classroom: Reach Every Student in Every Class Every Day. International Society for Technology in Education.
  2. Teachers turn Learning upside down. Abgerufen am 12. April 2012.
  3. The Flipped Class Manifest. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Juli 2020; abgerufen am 10. November 2021.
  4. The Classroom Flip. (MS PowerPoint; 479 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. August 2014; abgerufen am 31. Mai 2012.
  5. YouTube-Kanal von Christian Spannnagel
  6. Kategorie Flipped Classroom in dem Blog von Christian Spannagel
  7. Vorlesung verkehrt, aber richtig. Abgerufen am 3. Juni 2012.
  8. ICM Beyond. Abgerufen am 7. Oktober 2024.
  9. Flip the Classroom - Mathematik Erklärvideos
  10. Flipped Mathe - Flipped Classroom - Sebastian Schmidt. In: www.flippedmathe.de. Abgerufen am 21. August 2016.
  11. ICMChat
  12. Flipped Classroom Austria – ..wir stellen den Unterricht auf den Kopf! In: www.flipped-classroom-austria.at. Abgerufen am 13. April 2016.
  13. Umgedrehter Unterricht - Flipped Classroom - Sebastian Schmidt. In: www.flippedmathe.de. Abgerufen am 21. August 2016.
  14. In-Mathe-einfach-besser.de - Mathematik Lernvideos